Roland Westers‘ Trick mit der Wahrheit

18.02.2025

Fußball: Borussen-Trainer freut sich nach Sieg „Keks in die Backe“

Marius Holthaus

EMSDETTEN. Roland Westers setzte nach dem Sieg sein breitestes Grinsen auf. „Verschweigen der Wahrheit“ nannte der Trainer von Borussia Emsdetten das, was man auch als Flunkerei bezeichnen könnte. Denn Westers hatte unsere Zeitung am Freitag schön hinters Licht geführt. Bei der Frage nach der personellen Situation gaukelte er vor, quasi mit voller Kapelle zum Auswärtsspiel bei SG Bockum-Hövel zu fahren. Dabei wusste er zu dem Zeitpunkt längst, dass am Sonntag neben Julius Hölscher (5. Gelbe) und Julian Dirks (verletzt) auch Kai Deradjat (Grippe), Hendrik Ohde (Knie) und Silas Burke (muskuläre Probleme) ausfallen würden. Fünf elementar wichtige Säulen brachen damit weg. Das aber sollte beim Gastgeber niemand erfahren. Westers‘ Kalkül: Er hoffte angesichts der frostigen Temperaturen auf eine Absage der Westfalenliga-Partie. „Man muss dem Gegner ja nicht Futter liefern, das Spiel unbedingt durchziehen zu wollen.“

Es fand trotzdem statt. Und Borussia gewann trotzdem, dank Noah Afiemos 1:0-Siegtreffer (83.). „Ich freu mir immer noch einen Keks in die Backe“, sagte Westers am Tag danach. „Bei dem Gesamtpaket kann man nicht unbedingt von einem erwartbaren Sieg sprechen.“ Mit dem Erfolg beim Tabellen-Drittletzten baute Borussia den Abstand auf die Rotlichtzone auf zwölf Zähler aus. Können wir das Wort Abstiegsgefahr damit feierlich begraben? „Aktuell herrscht keine Abstiegsgefahr, richtig“, bestätigt der stets vorsichtige Coach.

Schlüssel zum Erfolg in Bockum-Hövel war ein sehr gut funktionierendes 3-4-3-System. Vincent Schulte und „Henne“ Laumann pendelten dabei permanent zwischen Mittelfeld (bei eigenem Angriff) und Abwehr (bei gegnerischem Ballbesitz verteidigte Borussia mit einer Fünferkette) hin und her. Viel Laufarbeit. Für Laumann aber noch zu wenig, er bat seinen Coach während des Spiels um eine andere Position. Der sagt dazu in typischer Westers-Manier: „Henne will laufen. Laufen, laufen, laufen. Wenn Henne nicht laufen kann, dann hat Henne keinen Spaß. Mir ist aber wichtig, dass wir Spiele gewinnen. Wenn er Spaß haben will, soll er zur Stand-up-Comedy gehen.“

Im letzten Spiel vor der Winterpause hatte Co-Trainer Jan Kortevoß wegen Meckerns eine Rotsperre kassiert, die er jetzt absaß. Seinen Part übernahm der verletzte Kapitän Ohde. Wer von beiden ist der bessere Assistent? „Kannste beide nicht gebrauchen“, antwortet Westers nicht ganz ernst gemeint.

Bestens zu gebrauchen war auf jeden Fall Verteidiger Arne Moselage (Bild), der auch mit starken langen Bällen auf die Vorderleute glänzte. „Freut mich ungemein für den Jungen“, sagt Westers. „Er hat ein schweres halbes Jahr hinter sich. Das ist normal, er kommt aus der A-Jugend, musste sich erst mal an das rauere Klima gewöhnen.“ Schon in der Wintervorbereitung hatte Moselage überzeugt. Da hatte Borussia auch am 3-4-3 gewerkelt. Westers ist froh, neben dem 4-2-3-1 nun ein weiteres funktionierendes System zu haben, das man sowohl defensiv als auch sehr offensiv auslegen kann. „Wir sind dadurch flexibler.“

Kommenden Samstag zu Hause gegen Kinderhaus soll die Personallage übrigens deutlich entspannter sein. Bestenfalls sind außer Dirks und Ohde dann alle wieder an Bord.

Arne Moselage