Borussias Senkrechtstarter bot sich selbst an

12.02.2025

Wie Laurentiu Tuca nach Emsdetten kam und warum er wieder geht

Vermutlich würde Laurentiu Tuca (21) noch heute in der Bezirksliga spielen – hätte er sich nicht selbst bei Westfalenligist Borussia Emsdetten angeboten. Im Interview spricht der Senkrechtstarter zudem über seinen bevorstehenden Wechsel in die Oberliga und klärt einen Irrtum über seinen Namen auf.

Schwer zu bremsen: Laurentiu Tuca (r.) in der Westfalenliga-Hinrunde bei Borussia Emsdettens 2:1-Heimsieg gegen GW Nottuln, bei dem er zum 2:0 traf (21.). | Foto: Thomas Strack

Sein Aufstieg ist kometenhaft. Zu Beginn dieser Saison musste man sich fragen: Ist Westfalenligist Borussia Emsdetten nicht eine Nummer zu groß für Laurentiu Tuca? Schließlich hatte er bis dahin beim SuS Stadtlohn nicht höher als Bezirksliga gespielt. Doch der 21-Jährige schlug auf der linken Bahn voll ein und wird im Sommer mit seinem Wechsel zu Oberligist SpVgg Vreden direkt noch eine Klasse höher klettern (siehe Artikel unten).

 

Im Interview verrät Tuca, dass er heute wohl noch Bezirksliga-Fußballer wäre, hätte er sich nicht selbst bei Borussia ins Gespräch gebracht. Zudem verrät er, warum er neulich im Testspiel gegen Wettringen fluchend ausgewechselt wurde und spricht über die angespannte Personallage vor dem Rückrunden-Start am Sonntag.

 

Wo hast du dich all die Jahre versteckt?

 

Laurentiu Tuca (21): Was heißt versteckt. Vermutlich wäre ich auch letztes Jahr nicht aus Stadtlohn rausgekommen, wenn ich mich nicht selber bei Borussia angeboten hätte.

 

Wie das?

 

Tuca: In der vergangenen Saison habe ich den damaligen Borussen-Spieler Kevin Meise, den ich aus gemeinsamen Stadtlohner Zeiten kenne, angeschrieben. Er hat daraufhin Trainer Roland Westers den Tipp gegeben: Guckt ihn euch mal an. Das haben sie dann getan.

 

Ansonsten gab es keine Anfragen irgendwelcher Vereine?

 

Tuca: Nein, nix. Das kenne ich schon aus der Jugend, da wurde ich auch nie in eine Kreisauswahl berufen.

 

Ohne deine Eigeninitiative also wärst du heute noch bei Bezirksligist Stadtlohn?

 

Tuca: Ich denke schon. Es gab noch lose Kontakte zu einem anderen Westfalenligisten, es ist aber fraglich, ob das was geworden wäre.

 

Bist du überrascht, wie gut du auf Anhieb bei Borussia mitgehalten hast?

 

Tuca: Auf jeden Fall! Mein Trainer in Stadtlohn hatte – eher aus Spaß – gesagt, er freut sich schon auf meinen Anruf im Winter, ob ich zurückkommen darf (lacht ). Man weiß ja tatsächlich nicht, was auf einen zukommt, es sind immerhin zwei Ligen Unterschied. Und auf meiner linken Bahn spielt mit Vincent Schulte einer der besten Borussen. Da wusste ich vorher, dass ich noch mehr Gas geben muss als ohnehin, um einen Startplatz zu kriegen. In den Testspielen im Sommer hat sich dann gezeigt, dass es mit Vincent hinten und mir davor gut funktioniert.

 

Und zwar so gut, dass jetzt sogar Oberligist SpVgg Vreden bei dir angeklopft hat.

 

Tuca: Tatsächlich hatten sie schon in der vergangenen Saison Interesse. Davon wusste ich aber nichts. Vreden hatte sich damals nicht bei mir gemeldet, weil sie unsicher waren, ob ich den Sprung schaffen kann. Was sich jetzt in Emsdetten aber bestätigt hat.

Wie schwer fiel dir die Entscheidung, Borussia nach nur einem Jahr im Sommer wieder zu verlassen?


Tuca: Extrem schwer. Ich habe sehr, sehr lange überlegt. Borussia ist so wie Stadtlohn ein familiärer Verein. Ich war überglücklich, wie die Jungs mich im Sommer aufgenommen haben. Ich dachte mir aber: Wenn ich jetzt die Chance habe, noch eine Liga höher zu spielen, dann muss ich das probieren.


Befürchtest du nicht, auf der Reservebank zu versauern?


Tuca: Nein, nach den Gesprächen mit Vreden nicht. Sie haben nicht viele Linksfüße im Kader. Ich deute es auch als positives Zeichen, dass nach nur einem halben Jahr bei Borussia schon die Anfrage kam. Aber klar, letztlich hängt alles von der Leistung ab, und man weiß nicht, was der Trainer sich letztlich vorstellt.


Du möchtest aber weiter links offensiv ran?


Tuca: Ich käme auch mit der Linksverteidiger-Position gut klar. Da habe ich bei Borussia schon einige Male gespielt, wenn Vincent gefehlt hat oder wir getauscht haben. Eigentlich möchte ich einfach nur spielen, egal wo. Kein Fußballer sitzt gerne auf der Bank.


Spekulierst du mit deinen erst 21 Jahren darauf, dass es noch höher hinausgehen könnte?


Tuca: Erst mal bin ich froh, dass sich der Aufwand in der Oberliga mit meinem Beruf vereinbaren lässt und ich meine Ausbildung zum Elektriker zu Ende machen kann. Danach bin ich für alles offen, würde alles ausprobieren, was geht. Einfach meine Grenzen austesten.


Was war eigentlich neulich bei eurem Testspiel in Wettringen los? Du bist fluchend ausgewechselt worden und später zurück aufs Feld gekommen.


Tuca: Mein linker Schuh war schon vorher eingerissen, im Spiel wurde der Riss immer größer. Meine neuen, schon bestellten Schuhe waren noch nicht da. Irgendwann bin ich in dem Spiel nur noch gerutscht und habe mich auswechseln lassen. Als dann Arne Moselage runter musste, bin ich noch mal eingewechselt worden, damit wir zu elft weitermachen konnten. Henne Laumann hat mir seinen linken Schuh geliehen.


Am Sonntag startet ihr in Bockum-Hövel in die Rückrunde. Muss man angesichts eurer aktuellen Personal-Not befürchten, dass ihr Richtung Abstiegsränge durchgereicht werden könntet?


Tuca: Glaube ich nicht. Wir haben insgesamt einen sehr guten Kader. Innenverteidiger Henni Ohde und Stürmer Silas Burke sind zwar nicht eins zu eins zu ersetzen, aber wenn sie ausfallen, dann bringen andere Spieler andere Qualitäten ein.


Du selbst bist seit dem Testspiel am Samstag bei SV Holthausen Biene auch verletzt.


Tuca: Bei einem Konter hat mir ein Gegner die Beine weggezogen, ich bin unglücklich aufs Knie gefallen, habe eine Prellung. Es wird schon besser, tut aber weiterhin weh. Ich muss am Sonntag mal spontan schauen, ob es geht.

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Zur Person / Falscher Name

 

Name: Laurentiu Tuca. Wohlgemerkt: Sein Vorname wird hinten mit „u“ statt mit „n“ geschrieben, klärt Tuca auf. Die unkorrekte Variante „Laurentin“ war zu Beginn seiner Laufbahn beim Portal fussball.de falsch eingetragen worden, hatte sich verselbstständigt. Auf Initiative der Borussia wurde der Fehler mittlerweile korrigiert.


Spitzname: Laui


Alter: 21


Wohnort: Schöppingen


Beruf: Elektriker


Position: Linke Bahn


Stationen: Bis zur B-Jugend ASC Schöppingen, danach SuS Stadtlohn, seit 2024 Borussia Emsdetten. Ab Sommer 2025 SpVgg Vreden.

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