Was ist in Roland Westers‘ Augen realistischer: Dass Borussia Emsdetten in dieser Saison ganz oben ein Wort mitredet oder eher noch mal ganz unten reinrutscht? Wir haben die Frage noch nicht zu Ende formuliert, da fällt uns der Coach schon ins Wort: „Boah, geh mir nicht auf die Nüsse.“ Dieselbe Frage hatten wir unter der Woche seinem Offensivspieler Noah Afiemo gestellt. Der entgegnete, er könne sich gut vorstellen, was sein Trainer darauf antworten würde. Nämlich dass man sich erst mal nach unten absichern solle. Er selbst, so Afiemo, gucke in der Tabelle aber lieber nach oben. Westers: „Das hat Noah treffend formuliert. Die Jungs sollen ruhig träumen und Ziele haben. Als Trainer ist man aber vielleicht realistischer und vorsichtiger. Wir wollen den Abstand nach unten peu à peu vergrößern.“
An diesem Sonntag richtet aber auch Westers seinen Blick nach oben: Spitzenreiter TuS Hiltrup reist an. Mit einem Sieg würde der Tabellen-Sechste Borussia nach Punkten mit den Gästen gleichziehen. Und genau das sei auch das Ziel, kündigt Westers mit breiter Brust an. „Unmöglich ist es nicht, wird aber absolute Schwerstarbeit.“
Mit 25 Toren in zehn Spielen verfügt Hiltrup aktuell über die mit Abstand treffsicherste Offensive aller 16 Teams, vor allem dank Peter Effings sieben Buden. „Diese Mannschaft definiert sich aber vor allem über ihre beiden Sechser Nils Kisker und Alexander Gockel, ihre Zweikampfstärke sucht ihresgleichen in der Liga“, warnt Westers vor dem Duo.
„Jeden verdammten Sonntag ...“
Bisher hat es nur Espelkamp geschafft, Hiltrup zu schlagen (3:1). Andererseits gewann der TuS auch nur die Hälfte seiner Spiele (5 Siege, 4 Remis, 1 Niederlage) – ein Beleg dafür, wie eng die Liga beisammen ist. Westers dazu: „Jeden verdammten Sonntag geht es um Tagesform, Standards, das nötige Glück...“
Beim Blick auf die Statistik hat auch Borussia einiges zu bieten. Etwa die mit erst 12 Gegentoren zweitbeste Defensive nach Espelkamp (11). Und: Zu Hause ist Borussia noch unbesiegt. Was auch deswegen erwähnenswert ist, weil die Mannschaft in der Vorsaison in der Heimtabelle... „Stopp, lass es! Nicht da drauf gucken!“, fällt Westers uns schon wieder ins Wort. Er weiß natürlich, dass seine Truppe im Vorjahr mit nur drei Siegen aus 15 Partien schwächstes Heimteam der Liga war. Das hört kein Trainer gerne. Doch der Wind scheint sich ja eh gedreht zu haben.
Westers vor dem Hiltrup-Hit: „Die Stimmung bei uns ist gut, der Kader voll.“ Mit einer betrüblichen Ausnahme: Bei Mats Hagel traten am Dienstag im selben Knie, in dem er gerade erst seinen Kreuzbandriss auskuriert hatte, wieder Schmerzen auf. „Vermutlich ist es diesmal nicht das Kreuzband, sondern das Innenband“, mutmaßt Westers. Eine MRT-Untersuchung soll Klarheit bringen.
Seltsame Serie wird nächste Woche sicher enden
Lustiger Zufall: Borussia wandelt seit Wochen zwischen den Extremen. Vor zwei Wochen Heimspiel gegen den damaligen Spitzenreiter Rödinghausen II (2:2), vor einer Woche auswärts bei Schlusslicht Nieheim (3:0-Sieg), jetzt reist der nächste Tabellenführer an. „Ja, ist mir auch schon aufgefallen“, sagt Westers. Nächsten Sonntag werde diese seltsame Serie aber enden, weiß er. Borussias Gastgeber Delbrück, derzeit Drittletzter, „ist dann maximal Vorletzter“.