-mho-EMSDETTEN. Borussia Emsdetten ahnte nicht, was da auf sie wartet. Im Dezember 2023 machte sich der Westfalenligist auf den Weg zum Auswärtsspiel bei Aufsteiger 1. FC Nieheim. Dort angekommen, wurde es seltsam unangenehm. Umziehen in einer Schule, danach ein 500-Meter-Fußmarsch bergauf zum Kunstrasenplatz. Der diesen Namen nicht wirklich verdient. „Ich weiß nicht, wie man das Ding bezeichnen soll“, erinnert sich Trainer Roland Westers (kl. Foto). „Schlittschuhbahn wäre passender.“ Dank des Last-Minute-3:3 durch Mo Uphoff nahm Borussia immerhin einen Punkt mit aus dieser Rutschpartie. Die miesen Bedingungen vor Ort veranlassten selbst den Schiri, einen Sonderbericht zu verfassen.
Gesperrt ist der Platz offensichtlich trotzdem nicht. Denn Borussia muss am Sonntag erneut darauf ran. Nachdem die Nieheimer ihre ersten drei Heimspiele auf Naturrasen allesamt verloren haben, kehren sie nun auf das glatte Kunst-Geläuf, das sie ja bestens gewohnt sind, zurück. „Da fährt man jetzt solche Geschütze auf“, ärgert sich Westers, sagt deutlich: „Ich halte es für Wettbewerbsverzerrung. Auf diesem Platz ist Nieheim am Sonntag auf jeden Fall der Favorit. Das ist ja kein Fußball, sondern Zufall.“
Eigentlich will der Coach nicht allzu lange über die ungünstigen Begleitumstände sprechen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, Borussia trete die Fahrt schon mit einem Alibi in der Tasche an. Westers gibt sich angriffslustig. Die Hälfte der Mannschaft wisse noch aus dem Vorjahr, was auf sie zukommt, zudem habe man unter der Woche darüber gesprochen und will die Dinge nun so annehmen, wie sie sind. Ziel sei nicht, die Sache einfach hinter sich zu bringen, „sondern zu zeigen, dass der Gegner es auch mit diesen in meinen Augen unfairen Mitteln nicht schafft. Wir wollen natürlich trotzdem gewinnen.“ Ein Blick auf die Tabelle gaukelt vor, dass das trotz allem doch nicht so schwierig sein kann. Mit drei Pünktchen aus neun Spielen ist Nieheim Letzter, ihre ersten acht Spiele haben sie alle verloren. Das große Aber: Die Niederlagen kamen in der Regel knapp und unglücklich zustande. Selbst beim 2:5 in Bockum-Hövel stand es bis zur 81. Minute noch 2:2.
Trainer Thomas Bauer trat nach der siebten Pleite zurück. Am vergangenen Sonntag hatte Co-Trainer Richard Soethe das Sagen. Und der Knoten ist nicht geplatzt, sondern explodiert: Nieheim holte mit einem 5:0 in Soest die ersten Punkte, ihr mit fünf Saisontreffern bisher bester Schütze Tobias Puhl glänzte mit einem Dreierpack. Westers: „Jogi (Borussias Sportlicher Leiter Hans-Dieter Jürgens) hat sie sich bei ihrer 1:2-Niederlage in Mesum angeguckt. Die sind definitiv kein Fallobst.“
Borussias Kader ist voll. „Schöner Konkurrenzkampf“, freut sich Westers. Er kündigt Änderungen in der Startformation an, da der eine oder andere Leistungsträger überspielt wirke und dringend mal eine Pause brauche.
