Was für ein cooler Typ. „Den hab ich locker weggeschoben“ – so trocken beschrieb Linus Schnieders seinen 1:0-Treffer gegen Preußen Espelkamp. Und grinste breit. Sein Tor in der 42. Minute war am Sonntag der Türöffner zum 2:1-Heimsieg (Spielbericht siehe unten). Nach einer Borussen-Ecke brach im Gäste-Strafraum Chaos aus, auch Schnieders lauerte in der Box. „Ich habe gedacht: Kommt der Ball, kommt er nicht? Dann lag er vor meinen Füßen.“ Der Blondschopf fackelte nicht lange, hämmerte die Kugel flach ins lange Eck. Chaos vorbei, Borussia Emsdetten vorne. Und Schnieders in ungewohnter Rolle, nämlich in der des gefeierten Torschützen. „In fünf Jahren bei der 2. Mannschaft habe ich kein Tor gemacht.“ Er überlegt noch mal kurz. „Eins oder zwei vielleicht.“
In der Saisonvorbereitung war der Innenverteidiger aus der Reserve (A-Liga) in den Westfalenliga-Kader aufgerückt. Was nach dem plötzlichen Aus von Parker Brannon (blieb aus persönlichen Gründen in seiner Heimat USA) wie eine Notlösung wirkte, entpuppte sich als Glücksfall. Schnieders schlug drei Klassen höher auf Anhieb ein. Trainer Roland Westers hätte es ihm schon in den Jahren zuvor zugetraut, doch der Defensivmann war halt mit der Reserve zufrieden. Nun wagte er doch den Schritt. „Es läuft besser als gedacht“, fasst er seine ersten Auftritte zusammen. „Mir fehlt aber noch Geschwindigkeit.“ Das gelte nicht nur läuferisch, sondern auch für den Kopf, in der Westfalenliga müsse man deutlich schneller schalten. „In der A-Liga war alles etwas langsamer.“
Stürmer Burke: „Heute kann ich beruhigter schlafen“
Nicht nur für Schnieders war es das Premieren-Tor, auch bei 2:0-Schütze Silas Burke ist der Knoten geplatzt. Der Neuzugang hatte auf seinen ersten Saisontreffer sichtlich gebrannt. „Ja, stimmt“, bestätigte er nach dem Abpfiff. Nach seinem Kopfballtor (52.) herrschte bei ihm „riesige Erleichterung. Es war ja nicht nur für mich persönlich schön, sondern bedeutete den Ausbau unserer Führung. Heute kann ich auf jeden Fall beruhigter schlafen.“ Das verdankte der Stürmer auch Jule Hölscher. „Seine Flanke war überragend.“
Rotsünder Schulte: „Da denkst du nicht nach“
Borussias Unglücksrabe hieß Vincent Schulte . Auf der eigenen Torlinie war der Linksverteidiger aus nächster Nähe angeschossen worden, trottete mit glatt Rot im Gepäck bedröppelt vom Platz, der fällige Elfer brachte Espelkamp auf 2:1 ran (65.). „War eine schöne Parade“, scherzte Schulte, als er wenig später schon wieder gut gelaunt mit seinen Teamkollegen das Happyend feierte. „Ich bin nicht bewusst zum Ball gegangen. Das ging alles so schnell, da denkst du nicht nach. Der Ball kam aus wenigen Metern, ich hab den Arm hochgerissen, da hat er mich getroffen. Ich hatte noch gehofft, der Schiri hat es nicht gesehen, weil er zunächst nicht gepfiffen hat.“
Das Strafmaß steht auch schon fest: ein Spiel Sperre.
Comebacker Mats Hagel
Ein anderer ist seit Sonntag zurück in der 1. Mannschaft. Mats Hagelhatte sich im Oktober 2023 im Spiel bei SV Rödinghausen II das Kreuzband gerissen, überzeugte bei seinem Comeback zunächst am 23. August in der Reserve (1:1 in Leer) und nun auch gegen Espelkamp. In der letzten halben Stunde half Hagel (kam in Minute 59 für Arian Kraushaar) mit, den Sieg ins Ziel zu kämpfen. Coach Westers: „Seine Leistung hat mir gut gefallen.“
Coach Westers: „Meinetwegen 8:0 verlieren“
Wer hätte das gedacht: Das Derby am kommenden Sonntag beim Tabellenzweiten SV Mesum kommt für Borussia (Rang drei) als echtes Spitzenspiel daher. Westers schmunzelt, merkt an, es seien ja erst vier Spieltage rum: „Schön, dass die Tabelle aktuell dieses Bild zeigt. Aber meinetwegen können wir am Sonntag 8:0 verlieren, wenn die Tabelle vor dem Rückspiel dann noch genau so aussieht.“