Unbedingt gegnerische Ecken und Freistöße in Tornähe vermeiden! Diese Vorgabe stand bei Borussia Emsdettens Gastspiel am Sonntag bei Westfalia Kinderhaus ganz oben auf der Liste. Trainer Roland Westers nach dem Abpfiff: „Wir wussten, dass wir bei Standards klar unterlegen sind. Kinderhaus hat eine unfassbar groß besetzte Mannschaft. Umso ärgerlicher, dass wir dann durch zwei Standards verlieren.“ Und das auf höchst bittere Weise, erst in letzter Minute gelang dem großen Titelfavoriten der Westfalenliga der 2:1-Siegtreffer.
Borussia stoppt Westfalias Gegenzug zu spät
Außenseiter Borussia kämpfte bravourös. Und machte es clever. Alle ihre fünf Gelben Karten kassierten die Gäste durch taktische Fouls. Ein probates Mittel, um die technisch starken, kombinationssicheren Hausherren immer wieder auszubremsen. Einmal gelang das aber zu spät. Die Nachspielzeit lief schon, ein Emsdettener Angriff scheiterte, den Kinderhauser Gegenzug hätte Markus Weidel schon in deren Hälfte mit verbotenen Mitteln stoppen können. Das erledigte dann wenige Sekunden später erst Mitspieler Julian Dirks, leider kurz vorm eigenen Strafraum. Die Gelbe Karte war wurscht, nicht aber der anschließende Freistoß: Der Ball segelte in den Strafraum, Kopfballvorlage an den Fünfmeterraum, wo Westfalias Henrik Hake völlig blank volley zum 2:1 traf (90.+3).
Ähnlich hatte es auch begonnen. 11. Minute: Nach einem Freistoß stieg Semih Daglar am höchsten und nickte zum 1:0 für Kinderhaus ein. Schon dieser Treffer zeigte, dass Borussia der Lufthoheit des Gastgebers wenig entgegenzusetzen hat. Coach Westers: „Wir können unsere Spieler ja nicht vorher einen Tag lang auf die Streckbank legen.“
In allen anderen Bereichen aber machte Emsdetten dem Gastgeber das Leben verdammt schwer, war aktiv, suchte den Weg nach vorne und hatte die erste Chance: Nach langem Einwurf von Vincent Schulte fiel der Ball Henrik Laumann vor die Füße, er scheiterte an Keeper Steffen Scharbaum (4.). Auf der anderen Seite rettete Borussias Torwart Luca Dömer gegen den frei vor ihm auftauchenden Fabian Witt (9.)
Die völlig offene erste Hälfte endete furios. Emsdettens Julian Dirks zog aus 18 Metern ab, Scharbaum fischte den Ball aus dem Winkel und war auch gegen den Kopfball des nachsetzenden Jule Hölscher stark zur Stelle (39.). Dann zog Kai Deradjat aus der zweiten Reihe ab – wieder Scharbaum (41.)! Direkt nach dieser Szene konterte Kinderhaus. Mit einer Monstergrätsche verhinderte Borussias Innenverteidiger Linus Schnieders gegen den einschussbereiten Semih Daglar das sichere 2:0 (42.).
Dann konterte Borussia, Laumann blieb noch an zwei Verteidigern hängen, die Kugel prallte zu Laurentin Tuca, der sie aus 13 Metern in die Maschen jagte – 1:1 (42.).
Im zweiten Durchgang war Kinderhaus etwas drückender. Viel mehr als ein Schlenzer von Luis Haveland, den Dömer entschärfte (59.), fiel ihnen gegen konzentrierte Borussen aber nicht ein. Bis ihnen noch ein später Standard in den Schoß fiel.
Die Trainerstimmen:
- „So ist Fußball“, sagte ein enttäuschter Borussen-Trainer Roland Westersnach dem späten Knockout. „Wir haben überragend gespielt, viel besser geht es gegen so eine Mannschaft nicht. In der ersten Halbzeit waren wir auf Augenhöhe, vielleicht sogar leicht besser. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht mehr so gut geschafft, hinten rauszurücken, da hatte Kinderhaus mehr Ballbesitz. Das Spiel heute sollte uns aber weiter Mut machen. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass wir in dieser Liga gegen jede Mannschaft mithalten können, wenn wir Vollgas geben, dem ist nicht mehr zu helfen.“
- Westfalias Trainer Omid Asadollahi gab zu Protokoll, er habe bis zum Schluss an den Sieg geglaubt. „Weil ich weiß, dass meine Jungs konditionell sehr gut drauf sind.“ Ähnlich wie Westers sah er eine ausgeglichene erste Hälfte, nach Wiederanpfiff habe Kinderhaus sich den Sieg dann verdient. „Es freut mich besonders, dass Henrik Hake das 2:1 geschossen hat. Bei seiner Einwechslung in der 81. Minute hat er mir versprochen, dass er noch ein Tor macht.“