Ein Testspiel exakt zwei Wochen vor dem Saisonstart in der Westfalenliga – und bei den Borussen hocken beim Anpfiff zwei Spieler und der Ersatzkeeper auf der Bank! In der ersten Elf, die gegen den Bezirksligisten Münster 08 auf dem Rasen steht, sind noch drei Rot-Weiße vertreten, die in der Spielzeit 2023/24 auch am Teekotten gekickt haben. Was ist da los?
„Der Kader ist in der Breite nicht so gut aufgestellt“, sagt Trainer Roland Westers nach dem insgesamt doch enttäuschenden 2:2 gegen die zwei Klassen tiefer spielenden Münsteraner. Mit der Leistung seines Teams war der Coach dann auch nur teilweise einverstanden: „In der 1. Halbzeit mit Ball zu behäbig, zu langsam. Aber in der Defensive war das ganz okay. In der 2. Hälfte war es mit Ball besser, aber dafür haben wir defensiv zu viel zugelassen.“
Kader hat sich verkleinert
Eine „Frischzellenkur“ wollten die Macher der Rot-Weißen ihrem fußballerischen Aushängeschild nach der abgelaufenen Saison verpassen. Insgesamt 15 (!) Spieler haben das Team verlassen. Dem stehen elf Neuzugänge gegenüber. Größer ist der Borussen-Kader dadurch also nicht geworden. Die Personalsorgen sind nicht zu übersehen. Der Stand am Sonntag:
- Rot-Sperre: Kai Deradjat (noch für die Testspiele bei Fortuna und am Freitag gegen den SCA);
- Verletzt: Felix Hinterding (doppelter Bänderriss und Ödem im Sprunggelenk; noch circa fünf Wochen Pause), Julian Dirks (steigt in dieser Woche wieder ein), Dani Fahad (Schambeinblessur);
- Aufbau-Training: Mats Hagel (nach überstandenem Kreuzbandriss);
- Gefehlt: Henni Ohde, Laurentin Tuca, Lars Dömer.
Insgesamt fehlten den Borussen also acht Spieler. 14 standen im Kader, macht insgesamt 22 Akteure, darunter drei Keeper. Reicht das für eine Saison?
„Der Markt ist ziemlich leer, gibt aktuell nicht viel her“, sagt Hans-Dieter Jürgens, Sportlicher Leiter der Teekotten-Truppe, auf EV-Anfrage. Dringend gesucht wird mindestens noch eine Verstärkung für die Innenverteidigung, auch ein Spieler für die rechte Bahn täte gut. Die Liste ließe sich fortsetzen. „Wir können bis zum 31. August reagieren, können etwaige Neuzugänge mit einem Vertrag ausstatten“, macht Jürgens klar, dass der Verein nach wie vor auf der Suche ist. Und die Zeit drängt, am 11. August geht die Westfalenliga-Saison mit dem Spiel bei Aufsteiger SF Ostinghausen für die Dettener los. Eine Zitter-Saison wie die letzte möchte man ja unbedingt vermeiden...
Schlüsselspieler der Rot-Weißen beim 2:2 gegen 08 war Julius Hölscher, der die Truppe auch als Kapitän aufs Feld führte. In der 1. Hälfte – Borussia spielte im gewohnten 4:2:3:1-System – agierte Hölscher rechts in der Viererkette, machte seine Seite „dicht“, setzte aber kaum Akzente in der Offensive. In der 2. Halbzeit agierte Hölscher im 4:4:2-System rechts offensiv und war an fast allen guten Szenen der Dettener beteiligt. Wobei der „offensive Hölscher“ den Fans besser gefiel als der „defensive“.
Trainer Roland Westers ist da zwiegespalten, würde Hölscher „am liebsten klonen“, könnte ihn sowohl hinten wie vorne bestens gebrauchen. Oder auch als „Zehner“ hinter den Spitzen?
4:4:2-System als Alternative
Immerhin nahm der Coach aus dem mageren Remis die Erkenntnis mit, „dass das 4:4:2 eine Alternative ist, wenn wir was machen müssen“. Also im Punktspiel zurückliegen. Noah Afiemo, er traf zum 1:0 (48.), ist zentral in der Spitze besser aufgehoben als auf der rechten Bahn, wo Hölscher nach dem Wechsel glänzte.
Doch noch wichtiger wäre, die Baustelle in der Defensive der Rot-Weißen schleunigst zu schließen. Schließlich geht es am 11. August schon um wichtige Punkte.