„Ich war dankbar für die 3 Minuten“

30.05.2024

Kevin Torka beendet Karriere: Rückblick auf 9 Borussia-Jahre

 

Als Kevin Torka am Sonntag gegen Peckeloh eingewechselt wurde, bestand sein einziger Job darin, sich wieder auswechseln zu lassen. Richtig geradeaus laufen konnte er eh nicht. Zwei Wochen zuvor hatte sich der Linksverteidiger gegen Kinderhaus das Innenband im linken Sprunggelenk gerissen, alles sah nach einem abrupten Ende seiner neun Jahre bei Borussia Emsdetten aus. Doch nicht mit Trainer Roland Westers. Er wollte Torka, der 2023 zum zweiten Mal Papa wurde und seine Fußballschuhe aus familiären Gründen an den Nagel hängt, unbedingt einen letzten, gebührenden Auftritt samt Auswechsel-Zeremonie verschaffen.

Heute: Kevin Torka (re.) am 12. Mai bei der 1:2-Heimpleite gegen Kinderhaus, bei der er – wie sich später herausstellte – 70 Minuten mit einem Bänderriss im Fuß durchhielt. | Foto: Thomas Strack

Zum Glück war die Peckeloh-Partie am letzten Westfalenliga-Spieltag ohnehin bedeutungslos, Torka nennt sie „Kaffeefahrt“. Und spricht im Interview außerdem über sein besonderes Verhältnis zu Trainer Westers, die „Wahnsinns-Saison 2017/18“ und sein Abschiedsspiel, das in der 87. Minute begann und in der 90. endete.


War das am Sonntag dein miesester Auftritt in neun Jahren als Borusse?


Kevin Torka (31, lacht): Teils, teils. Für mich persönlich war es enttäuschend, mit einer Verletzung bei Borussia aufhören zu müssen. Im letzten Spiel hätte ich gerne noch mal von Anfang an gespielt. Ich war aber dankbar für die drei Minuten.


Hattest du in der kurzen Zeit überhaupt einen Ballkontakt?


Torka: Ja, einen. Mit meinem schwächeren rechten Fuß habe ich den Ball nicht zum Mann gebracht.


Wer hatte die Idee zu dem Kurzauftritt trotz schwerer Fußverletzung?


Torka: Roland. Am Freitag war ich beim Training, weil wir noch eine Kabinen-Party hatten. Dabei hat er mir gesagt, dass er die Kaffeefahrt gegen Peckeloh nicht damit beginnen will, mich schon in der 1. Minute auszuwechseln. Daher kam die Idee, mich spät gegen Mo Uphoff, der seine Karriere ja auch beendet, einzuwechseln und gleich danach wieder runterzunehmen. Das haben Mo und ich sehr begrüßt, es war etwas Besonderes für uns beide.

Borussen-Trainer Roland Westers bedauert Torkas Abschied. | Foto: Thomas Strack

Trainer Westers meinte über deinen Abschied, es fühle sich für ihn so an, als würden die Kinder zu Hause ausziehen, du wärst ihm ans Herz gewachsen.


Torka: Wir hatten von Anfang an eine besondere Beziehung. In meiner Zeit bei Borussia habe ich mein Abi nachgeholt, nach dem Training hat Roland oft mit mir für mein Leistungsfach Mathe gelernt (Westers ist Mathe- und Sportlehrer; d. Red.). Außerdem sind seine Kinder ungefähr so alt wie meine Tochter, wir haben öfter Nintendo-Sachen ausgetauscht. Und jetzt gibt er mir einige Schalke-Sachen von seinem Sohn Mats für meinen Sohn, der auch Mats heißt und im Sommer ein Jahr alt wird.


Seid ihr alle – du, Roland Westers, eure Söhne – Schalker?


Torka: Ja. Thomas Dauwe und Helge Wolff auch, die 2015, als ich zu Borussia kam, Trainer waren. Das hat direkt gepasst.


Wie erinnerst du dich an deinen Start bei Borussia, damals ja noch in der Bezirksliga?


Torka: Viele Spieler kannte ich schon vorher, das hat die Anfänge erleichtert.


Westers meinte, du hättest maßgeblich dazu beigetragen, dass Borussia heute in der Westfalenliga spielt. Seit 2015 ging es ja zwei Klassen nach oben.


Torka: Zumindest war ich auf dem Weg mit dabei. Roland sagt mir auch oft, ich wüsste gar nicht, wie viel Anteil ich daran hätte. Das sehe ich nicht ganz so, auch wenn ich immer Stammspieler war und versucht habe, meine Aufgaben auf der linken Seite gut zu erledigen. Aber wenn man mich nennt, dann müsste man auch viele andere Spieler nennen.


Was war der Höhepunkt in all der Zeit?


Torka: Die Landesliga-Saison 2017/2018 war einfach der Wahnsinn. Egal, wo wir gespielt haben, von der Stimmung her hatte man immer das Gefühl, es kann nichts schiefgehen. Viele Fans waren da, die Eltern, auch unsere Frauen haben sich alle gut verstanden. Das war ein komplett zusammengeschweißter Haufen. Am Ende haben wir Meisterschaft und Pokal gewonnen.


Du hast neulich gegen Kinderhaus 70 Minuten mit einem Bänderriss im Fuß gespielt. Wie geht das?


Torka: Mit ganz viel Adrenalin und Schmerztabletten, die ich in der Halbzeit genommen habe. Ich habe vielleicht auch deshalb durchgespielt, weil meine Frau mit unserem Sohn da war, der mich noch mal auf vernünftigem Niveau spielen sehen sollte. Auch wenn er davon später wohl nicht mehr viel weiß.


Fast hättest du dich mit dem Abstieg verabschieden müssen.


Torka: Ja, da hatte ich auch wirklich große Bedenken. Umso dankbarer war ich, als es am vorletzten Spieltag mit dem Sieg in Espelkamp geklappt hat. Da ist von uns allen eine Last abgefallen.


Bei Borussia steht ein großer Umbruch bevor. Dein Gefühl für die neue Saison?


Torka: Ist positiv. Ich glaube, der Umbruch und neue Charaktere wie Jule Hölscher von Eintracht Rheine tun der Mannschaft gut. Ich vermute, der Kader wird stärker und die Saison entspannter sein.

Kevin Torkas Stationen

 

  1. Alter: 31
  2. Wohnort: Ibbenbüren
  3. Vereine: Start bei Arminia Ibbenbüren. In der B-Jugend Wechsel zur Ibbenbürener Spvg., in der A-Jugend zum FC Eintracht Rheine. Danach vier Jahre für die 1. Herren von Arminia Ibbenbüren am Ball. Seit 2015 Borussia Emsdetten.
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