Klar, es wäre ein Bonus-Punkt für Borussia im Abstiegskampf der Westfalenliga gewesen. Und fast, fast hätte die Mannschaft – in Unterzahl (!) – am Sonntag das 1:1 im Walter-Steinkühler-Stadion gegen den aufstiegswilligen Tabellenzweiten Westfalia Kinderhaus über die Zeit gerettet. Aber nur fast!
Die achte Minute der Nachspielzeit läuft: Eckball von rechts für Kinderhaus, der Ball segelt in den Borussen-Sechzehner, ans Eck des Fünfmeterraumes. Der eingewechselte Jendrik Witt ist mit dem Kopf zur Stelle, der Ball landet im kurzen Eck. 1:2 für Kinderhaus (98.). Der Torschütze versinkt in einer Jubeltraube, die Borussen sinken auf den Boden. Ja, Fußball kann soooo gemein sein...
Keine Frage, der Sieg des Tabellenzweiten aus Kinderhaus war objektiv betrachtet, absolut verdient. Die Gäste waren fußballerisch locker eine Klasse besser, hatten geschätzte 85 Prozent Ballbesitz und in der 2. Hälfte zudem Pech, dass sie binnen zwei Minuten zweimal nur die Latte trafen – Freistoß Fabian Witt (69.) und Kopfball Jendrik Witt (70.).
Dennoch: Borussia hat dieses brutale Ende nicht verdient. Denn die Mannschaft von Trainer Roland Westers hatte kämpferisch alles reingeschmissen. Selbst nach dem dummen Platzverweis des ansonsten guten Kevin Hagemann – erst Gelb wegen Trikotziehens (58.), dann noch mal wegen Haltens (68.) – fighteten die Dettener in Unterzahl bravourös weiter. Bis zur 98. Minute. Dann fiel doch noch das 1:2. Jetzt wissen die Borussen, wie sich viele Gegner des neuen deutschen Fußball-Meisters Bayer Leverkusen fühlen... Borussia, ohne den beruflich verhinderten Vincent Schulte, war stur defensiv eingestellt, verteidigte mit einer Fünfer-Kette. Und schaltete schnell um. So in der 8. Minute: Einwurf Borussia, Henrik Möllers leitet den Ball direkt weiter zum völlig frei stehende Daniel Mladenovic, der das Leder aus acht Metern zum 1:0 ins Gäste-Tor schiebt.
Kinderhaus rannte danach weiter an, zog ein Powerplay auf, phasenweise waren 21 Akteure in der Dettener Spielhälfte. Doch bis auf einen Distanzschuss (11.) wurde Keeper Dömer nicht ernsthaft geprüft, zumal Kinderhaus auch wiederholt im Abseits stand. Auf der Gegenseite hatte Klöpper nach einem Konter gar noch die Chance zu erhöhen, scheiterte aber aus spitzem Winkel (28.). Dennoch schwebte stets die Frage über dem Stadion: Wie lange hält Borussia dem Druck Stand? Bis zur 35. Minute. Dann erreichte Fabian Witt ein Steckpass, der Kinderhauser blieb cool und schob zum 1:1 ins linke Eck. Dabei blieb‘s bis zur Pause. In der 2. Hälfte bot sich das gleiche Bild: Kinderhaus drückte, Borussia verteidigte und hoffte auf Konter. Zwei gab‘s: Erst traf Mladenovic nur das Außennetz (52.), dann verzog Klöpper (64.) unter Bedrängnis. Als Hagemann Gelb-Rot sah (68.), nahm der Gäste-Druck noch zu. Doch die Lattentreffer der Witts (69. u. 70.) waren lange Zeit das einzig wirklich Gefährliche, was auf den Borussia-Kasten kam. Der Bonus-Punkt war greifbar. Beinahe gar der Dreier, wenn Deradjat nicht zu überrascht gewesen wäre (90.+1). Doch statt des glücklichen 13. Unentschiedens in dieser Saison gab es für Borussia noch das – negative – Leverkusen-Erlebnis in der 98. Minute mit dem 1:2. Und die Erkenntnis: Fußball kann soooo gemein sein...