Borussia feiert seine Helden und zürnt über den Gegner
Foto: Bernd Oberheim (A)
Stand am Sonntag beim 3:3 in Nieheim mal wieder im Borussia-I-Tor: Keeper Jan-Hendrik Lührmann.
Zwei Fragen drängen sich nach Borussia Emsdettens Krimi-Unentschieden am Sonntag beim FC Nieheim auf: Bekommt Tor-Held Moritz Uphoff Ärger? Und ist Keeper Luca Dömer seinen Stammplatz los?
In der Schlussphase der Westfalenliga-Partie riskierte Borussia, nach Gelb-Rot gegen Kevin Hagemann (62.) in Unterzahl, alles, um den 2:3-Rückstand noch auszugleichen. Aus der Abwehrreihe beorderte Trainer Roland Westers eigentlich den groß gewachsenen Hendrik Ohde nach vorne. „Aber Mo hatte wohl mehr Hummeln im Hintern.“ Moritz „Mo“ Uphoff marschierte in der Nachspielzeit in die gegnerische Box, stand goldrichtig und bugsierte den Ball mit dem Bauch zum umjubelten 3:3 über die Linie. Westers nach dem Abpfiff: „Ich habe ihn noch gar nicht gefragt, was er da vorne zu suchen hatte. Aber okay, ich find‘s gut.“ Wer trifft, hat halt recht.
Das späte Tor war laut Westers „eine Produktion der Eingewechselten“. Paul Quibeldey, Kevin Torka, Jan Kortevoß und Konstantin Baans – alle erst im zweiten Durchgang aufs Feld geworfen – hatten bei der Treffer-Entstehung ihr Füßchen im Spiel.
Ein weiterer entscheidender Borusse: Jan-Hendrik Lührmann. Als Ende November klar wurde, dass die Nieheim-Partie auf den 10. Dezember verlegt würde und die beiden Keeper Luca Dömer und Niclas Kock an dem Tag im Urlaub sind, rief Westers direkt Lührmann an. Der ist mit 23 Jahren zwar im fittesten Fußballer-Alter, stand vor vier Jahren auch noch im Kader der 1. Mannschaft, hütet aber wegen seines Studiums seit Jahren nur noch gelegentlich den Kasten der Reserve. Was, wenn er abgesagt hätte? „Keine Ahnung“, antwortet Westers. Plan C gab es also nicht. Mit mehreren Glanztaten (Westers: „Das Spiel hätte 8:8 ausgehen können“) hielt Lührmann sein Team auf Kurs. Ist er jetzt die neue Nummer eins? Westers lachend: „So schnell geht das nicht.“
„Unterste Kiste“
Weniger lustig fand er das Verhalten der Gastgeber. „So sind wir noch nie von einem Verein behandelt worden. Unterste Kiste.“ Zunächst mal sei im Internet für die Anfahrt keine vernünftige Ziel-Adresse zu finden gewesen. Auf telefonische Nachfrage habe ein Nieheimer Verantwortlicher dann zwar eine genannt, „aber als wir da ankamen, waren wir immer noch im Nirgendwo“. Weil vor Ort lange kein Ansprechpartner zu finden war, ging die Odyssee weiter, bis die Borussen endlich ihre Kabine erreicht hatten. Westers: „Riesenkompliment an unseren Busfahrer. So viel Ruhe bewahren die wenigsten.“
Auch das Heimpublikum sei „dermaßen unter der Gürtellinie gewesen, wie ich es selten erlebt habe“, zürnt Westers. Die Gäste mussten sich von draußen etliche Kraftausdrücke gefallen lassen. Irgendwann wurde es selbst dem Schiri zu bunt, er verwies einen Pöbler des Geländes.
Umso mehr genossen die Borussen ihren späten Ausgleich. Westers: „Ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Nicht nur für die Tabelle, auch für die grundsätzliche Stimmung in der Winterpause.“