Amateurfußball: Borussia, 05 und Fortuna
Foto: Strack
Fehlt den Borussen verletzungsbedingt: Kapitän Nick Wedi absolvierte zuletzt nur Lauftraining.
Die Saison-Vorbereitung. Sie muss sein, sonst ist die Truppe nicht fit, sonst weiß Kicker A nicht, was Kicker B tut. Dennoch: Für manche Vereine und Trainer wird die Planung immer schwieriger. Ihre Spieler legen immer mehr wert auf Urlaub und Erholung – und das sehr oft in der Vorbereitung, bzw. noch später, wenn die Saison schon begonnen hat.
„Früher war das nicht so“ – diesen Spruch hört man dann oft. Stimmt. Früher. Heute, in Zeiten, in denen die Work-Life-Balance für viele enorm wichtig ist, haben sich die Dinge scheinbar verschoben.
Nur 15 Fußballer standen am Freitagabend auf dem Spielbericht beim Test des Westfalenligisten Borussia Emsdetten bei Landesligist SuS Neuenkirchen. Nach insgesamt ordentlicher 1. Hälfte und einer 1:0-Pausenführung brachen die Borussen nach der Pause ein, kassierten eine herbe 1:5-Klatsche.
Das konnte Trainer Roland Westers nicht gefallen. Er monierte im Gespräch mit der EV „die hier vorherrschende Urlaubs-Mentalität“. Spieler von allen Positionen fehlen ihm immer wieder urlaubsbedingt in der Vorbereitung. „So ist eine vernünftige Belastungssteuerung nicht möglich.“ Westers sieht „den sportlichen Erfolg, den wir haben könnten“ in Gefahr. Zumal der Westfalenliga-Kader der Rot-Weißen auch nicht so „ausgewogen besetzt ist, wie wir das gern hätten. Uns fehlt einfach ein Spieler fürs Zentrum“.
Die Klagen des Borussen-Coaches kommen den Fußball-Fachleuten vielleicht bekannt vor. Daniel Apke, Trainer des Bezirksligisten Emsdetten 05, ließ vor einem Jahr Ähnliches verlauten. Heute sagt er: „Ich bin gut zufrieden.“ Und das, obwohl ihm z.B. mit Mittelfeldspieler Asdren Haliti sowie Neuzugang und Torjäger Niclaas Houghton seit Vorbereitungsbeginn zwei Spieler mit absolutem Stammplatz-Potenzial noch nicht zur Verfügung gestanden haben. „Beide haben aber Aufgaben bekommen und werden Ende der Woche ins Mannschafts-Training einsteigen“, erklärt 05-Obmann Mathias Lüttmann auf EV-Anfrage. „Dann bleiben noch zwei Wochen, um sich einzuspielen.“
Bei 05 ist man aber nur so entspannt, weil der Kader im Vorfeld vergrößert worden ist. Mit insgesamt 30 (!) Spielern ist Coach Apke in die Vorbereitung gestartet. Zum Vergleich: Borussias Kader umfasste am Stichtag 1. Juli nur 23 Akteure.
Selbst Kreisligist Fortuna Emsdetten hat aufgerüstet, der neue Coach Erhan Saritekin hatte 34 Namen auf seinem Kader-Zettel, davon allerdings vier „passive“ Kicker. Bleiben unterm Strich aber immer noch 30 Spieler, die um einen Platz in der ersten Elf rangeln. „Der Konkurrenzkampf dürfte bei uns groß genug sein“, stellte Saritekin zufrieden fest.
Bei den Borussen ist das nur bedingt so. Zumal mit Konstantin Baans aus der eigenen Reserve sowie Kalle Hoffmann vom SC Reckenfeld – auch wenn er eine lange Borussia-Vergangenheit hat – zwei Spieler aus der A-Liga geholt wurden, die nun drei Klassen höher spielen sollen. Da ist die Umstellung doch schon gewaltig. Vielleicht bleibt den Borussen künftig auch nur, die Kadergröße zu erhöhen. Allerdings sind der Aufwand – und die entsprechende Entschädigung – in der Westfalenliga in der Regel anders als in der Kreis- bzw. Bezirksliga. Eine Zwickmühle.
