Nachlese Spiel Borussia vs. Hiltrup

21.03.2023
LOKALSPORT EMSDETTEN

„Aber wir mögen uns trotzdem“

Borussia-Trainer Jürgens und sein Hiltruper Kollege Stöppel 

Heute, 21. März 2023 - 07:00 Uhr

von Friedhelm Wenning

Foto: Oberheim

Zweimal durften die Borussen am Sonntag jubeln, hier beim 1:0 durch Marius Klöpper (Nr. 27). Am Ende stand es aber 2:2. 

Beim Elfmeter, den Kevin Meise am Sonntag zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung der Borussen nutzte, gingen die Meinungen auseinander: „Da gab es ja nicht mal ein Foul“, schimpfte Hiltrups Trainer Marcel Stöppel. Borussias Hans-Dieter Jürgens, der viel näher am Geschehen war, war sich dagegen sicher: „Das war ein klarer Elfmeter.“ 

 

Es war dann vielleicht der wichtigste Satz, der während der Pressekonferenz nach dem 2:2 der Borussen gegen den TuS Hiltrup fiel: „Bei dem Elfmeter werden wir uns sicher nicht einig. Aber wir mögen uns trotzdem“, sagte Coach Jürgens. Und Stöppel nickte zustimmend. 

 

Der alte Trainerfuchs aus Emsdetten und der junge Übungsleiter aus Hiltrup scheinen sich zu schätzen. Und so wurde nach einer hektischen 2. Halbzeit die von vielen erwartete Schärfe endgültig herausgenommen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hatte schon Borussias „Edel-Fan“ Dieter Hermeling unternommen: „Du kannst uns sicher nicht zu diesem Punktgewinn gratulieren. Gratulierst du uns denn wenigstens zu unserer Neuverpflichtung?“ fragte Hermeling angesichts des Doppelpacks des Hiltrupers Daniel Mladenovic. „Herzlichen Glückwunsch“, war Stöppels trockene Antwort. Dass „Du“ übrigens war nicht respektlos gemeint: Auf Emsdettener Sportplätzen gibt es einfach kein „Sie“. 

 

Der Hiltruper Trainer hatte in Emsdetten ein bisher unbekanntes Erlebnis: In der 47. Minute sah er die Rote Karte. „Ich habe durchaus schon mal eine Gelbe Karte kassiert. Aber ,Rot‘ noch nie. Der Schiedsrichter will irgendetwas hinter mir gehört haben. ‚Die saufen‘ oder so etwas Ähnliches. Das hat er mir wenigstens nach dem Spiel gesagt. Und es gibt wohl eine Regel, dass der Trainer die Rote Karte sieht, wenn der Schiedsrichter nicht ausmachen kann, von wem die Beleidigung stammt. Es wird jetzt wohl eine Geldstrafe geben. Ich schwöre aber, dass weder von mir, noch von meinem Staff eine Beleidigung erfolgt ist“, so Stöppel. 

 

HD Jürgens tröstete ihn: „So etwas ist mir vor vielen Jahren auch mal passiert. Damals musste ich sogar die Anlage verlassen. Es gab nachher eine Spruchkammersitzung und eine Geldstrafe.“ Stöppel musste am Sonntag nur hinter die Bande, konnte von dort aus weiter coachen. 

 

In der Westfalenliga hat eine Rote Karte für den Trainer nicht so gravierende Folgen wie bei den Profis, wo der Coach dann auf die Tribüne muss. Der letzte Borussentrainer, der die Anlage verlassen musste, war übrigens zu Bezirksliga-Zeiten Thomas Dauwe. Auch das war damals ein Witz. Und Dauwe fand in Horstmar das ein oder andere Versteck, aus dem heraus er das Spiel zumindest weiter beobachten konnte ... 

 

Öffentliche Kritik am Schiri übte Stöppel nicht, sagte nur: „Ich bin zwar erst 30 Jahre alt, aber schon seit 13, 14 Jahren Trainer. So etwas habe ich in der ganzen Zeit nicht erlebt. Aber es war ja heute ein Schiri-Beobachter da. Soll der seine Schlüsse ziehen.“ Und: „Warum unser erstes Tor aberkannt worden ist, verstehe ich nicht.“ Der Schiri-Assistent hatte eine Abseitsstellung gesehen. 

 

Souveränität bewies Stöppel, als er nach der frühen Auswechslung von Yakub Kilinc in der 27. Minute gefragt wurde. Der Mittelfeldspieler war sichtlich sauer, trat gegen die Bande, verschwand sofort in der Kabine und soll noch Dinge durch den Kabinengang geworfen haben. „Was nach der Auswechslung passiert ist, habe ich nicht gesehen“, so Stöppel. „Da hatte ich mich um andere Dinge zu kümmern. Aber ich werde hier sicherlich nicht öffentlich den Stab über meinen Spieler brechen. Wir werden alles intern besprechen. Ich war einfach mit unserem Spiel nicht einverstanden und hätte viele Spieler auswechseln können.“ 

 

Das 2:2 geriet fast in den Hintergrund. Bis Jürgens die Dinge wieder ins rechte Licht rückte: „Das Unentschieden fühlt sich nach unserer 2:0-Führung und dem späten Ausgleich jetzt zwar wie eine Niederlage an. Aber auch dieser eine Punkt ist wieder ein wichtiger Schritt für uns.“ 

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