Nachspielzeit-Nackenschlag

25.03.2024

Fußball-Westfalenliga: Borussia kassiert ganz spät das 1:1

Sonntag, 24. März 2024 - 21:29 Uhr

von Christoph Niemeyer

Foto: Bernd Oberheim

Der Treffer in der 20. Minute von Kai Deradjat (am Ball), der hier gleich von zwei Maaslingern attackiert wird, hätte fast zum ersten Borussen-Sieg seit dem 22. Oktober 2023 gereicht. Doch in der 94. Minute fiel noch der Ausgleich für die Gäste.

Fast wäre die Serie gerissen. Fast! Aber dann kommt die vierte Minute der Nachspielzeit im Westfalenliga-Heimspiel zwischen Borussia Emsdetten und RW Maaslingen. Ecke für den Gast, der Ball geht im Dettener Strafraum flach an Freund und Feind vorbei. Am zweiten Pfosten zieht Tim-Lennart Siekmann ab, Borusse Attila Szabo blockt den Schuss, doch den Abpraller versenkt Siekmann zum 1:1-Endstand (90.+4).

 

Das darf doch nichtwahr sein ... So dicht waren die Borussen dran an ihrem ersten Sieg seit dem 22. Oktober 2023. Doch unterm Strich steht ein 1:1. Das siebte Remis in Serie der Rot-Weißen.

 

Und es war wohl das bitterste dieser langen Reihe. „Das schlimmste Unentschieden meines Lebens, sowohl als Spieler wie auch als Trainer“, nannte es Borussia-Coach Roland Westers nach der Partie.

 

Szenenapplaus für kampfstarke Borussen

 

Klar, den Punkt hatte Maaslingen absolut verdient. Der Gast war spielerisch besser, hatte geschätzt 75 Prozent Ballbesitz. Doch die ersatzgeschwächten Borussen – mit Ohde (gesperrt) und Uphoff (Urlaub) fehlten die beiden etatmäßigen Innenverteidiger, mit Klöpper (verletzt) auch der erste Vertreter – gaben alles, schmissen sich in jeden Zweikampf, rannten, kämpften. Einstellung, Leidenschaft, Teamgeist – all das war bei den Emsdettenern top und wurde vom heimischen Publikum immer wieder mit Szenenapplaus belohnt.

 

Seltenheitswert hatten die offensiven Akzente der Gastgeber. Henrik Möllers (3.) hatte eine frühe Kopfballchance. In der 20. Minute belohnten sich die Borussen, als sie eine Umschaltsituation richtig gut ausspielten und mit 1:0 in Führung gingen. Vincent Schulte leistete mit einem Turbo-Antritt und einer gefühlvollen Flanke die Vorarbeit, die Kai Deradjat aus fünf Metern mit einer Direktabnahme krönte.

 

Letzter Höhepunkt der Hausherren war der Distanzschuss des eingewechselten Daniel Mladenovic in der Nachspielzeit der 1. Hälfte, der knapp links oben am Giebel vorbeistrich.

 

Maaslingen hatte mehr zu bieten, doch Tschöpe scheiterte dreimal in Top-Position (5., 11., 30.), auch der Fuchs-Freistoß (41.) wurde geklärt.

 

Not-Innenverteidiger klärt kurz vor der Linie

 

Pech für Borussia, dass weder Deradjat (47.) noch Kevin Meise (48.) echte Kopfballungeheuer sind, sonst wäre das 2:0 fällig gewesen. Ansonsten beschränkte sich Borussia auf kompakte Defensive und bolzte die Bälle meist lang hinten raus. Und die Dettener hatten das Glück, dass Not-Innenverteidiger Kevin Torka kurz vor der Linie klärte (68.), Schulte noch die Stiefelspitze an Köses Schuss aus der Drehung brachte (72.) und Block aus vier Metern den Borussen Meise auf der Torlinie anschoss (77.).

 

Keine Frage: Objektiv betrachtet hätte RW Maaslingen den Ausgleich längst verdient gehabt – doch in der 94. Minute hätte er auch nicht mehr fallen müssen. Das hatten die heldenhaft kämpfenden Borussen auch nicht verdient.

 

„Das schlimmste Remis meines Lebens“

 

Vor dem Spiel hatte Borussen-Coach Roland Westers gemeint, mit einem Unentschieden könne er durchaus leben. Nach dem Last-Minute-Nackenschlag sagte er nun: „Das schlimmste Remis meines Lebens, sowohl als Spieler wie auch als Trainer. Wenn du 90 Minuten lang so unfassbar kämpfst wie die Jungs heute und dann kurz vor Schluss einen Schlag in die Fresse kriegst, ist das mit Worten nicht zu beschreiben.“ Zwar gehe das Ergebnis im Grunde in Ordnung, „aber wir haben davor vieles gut wegverteidigt – und dann geht der Ball bei der Ecke flach an acht Mann vorbei an den langen Pfosten“. Weil zeitgleich Nordkirchen gegen Schlusslicht Hammer SpVg gewann, schrumpfte Borussias Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf drei Punkte zusammen. Westers dazu: „Ist mir heute ehrlich gesagt egal, was die anderen Mannschaften gemacht haben. Wir müssen erst mal ein paar Nächte über unser Spiel schlafen.“

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